sei eine welle, die mich berührt, herr
herr,
welche kirche sollen wir bauen
wenn uns ganz nüchterne aufgaben gestellt sind
wie die pflege von kranken
die sorge um alte
die betreuung von kindern
der beistand für verzweifelte?
wenn uns das geld auf den nägeln brennt
die finanzierung deiner häuser
die offenhaltung deiner orte
wo jedes von uns soll hingehen dürfen
jederzeit
um eine weite große ruhe zu finden
und einen frieden
wenn die welt um uns in hektik atmet?
herr,
welche kirche sollen wir bauen
wenn die kindlein andächtig vor der glotze kleben
wenn die kids unstörbar sms in ihre handys hacken
und dazu weltabgewandt murmeln
wie ein priester, der seinen rosenkranz betet
wenn die erwachsenen kaum noch fragen stellen
auf die sie keine antwort, sondern ein mitdenken erwarten?
herr,
kannst du uns nicht von der mattscheibe predigen
als eine bildstörung, die uns aufregt
kannst du nicht zu uns sprechen
als ein fremdes verstörendes gespräch in der leitung
kannst du dich nicht in der dunklen grausamen stille
hörbar machen
wenn wir verzweifelt schweigen
weil kein geld da ist
keine zeit für die sorgfalt
kein gedanke, der uns zusammenführt?
ich möchte dir, herr, in den lücken dieser tage begegnen
jenseits der wirtschaftlichkeit
ohne sie leugnen zu müssen
jenseits der technik
ohne mich ihrer begeben zu müssen
jenseits der sprachlosigkeit
ohne klangvoll daherzuplappern.
sei eine welle, die mich berührt, herr.
amen
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